Liebe Bürgerinnen und Bürger,
dank der derzeitig guten Fördermittelmöglichkeiten, kann die Stadt Frankenberg/Sa. wichtige Straßen der Innenstadt neu gestalten. Hierbei soll zukünftig zunehmend Wert auf eine Gesamtgestaltung gelegt werden, die geschichtlichen Hintergründen, Baustil, sowie Nutzeransprüchen gerecht wird. Grundlage zur Gestaltung des öffentlichen Raums im Stadtgebiet bildet das neue Stadtraumkonzept, welches von dem Landschaftsarchitekturbüro fagus aus Markleeberg gemeinsam mit der Stadtverwaltung entwickelt wurde. Der Technische Ausschuss hat dieser Konzeption am 21. Juni 2016 zugestimmt.
Hier gehts zum Stadtraumkonzept Frankenberg/Sa.
Das Stadtraumkonzept dient als Fibel für zukünftige Baumaßnahmen von Straßen, Gehwegen, Parkplätzen und öffentlichen Plätzen. In dem Konzept sind ausgewählte Materialien und deren Einsatz vorgegeben, um je nach Stadtgebiet eine hohe gestalterische Qualität zu erhalten und das charakteristische Erscheinungsbild der Stadt zu verbessern. So wird zukünftig ein bunter Mix an Materialien vermieden. Das Integrierte Stadtentwicklungskonzept sowie das Radwegekonzept bilden wichtige Grundlagen und dienen als Handwerkszeug für eine nachhaltige zukunftsorientierte Stadtentwicklung. An dieser Stelle möchte ich mich bei Ihnen, liebe Bürgerinnen und Bürger, herzlich für Ihr Engagement bedanken. Durch Ihre Teilnahme an den Informations- und Diskussionsrunden konnten zahlreiche Ideen und Anregungen in das Konzept einfließen. In diesem und im folgenden Amtsblatt möchte ich Ihnen das umfangreiche Stadtraumkonzept näher erläutern.
Zunächst wurde die Kernstadt untergliedert in sogenannte Raumtypen. Diese dienen als Grundlage für die Standardisierung des öffentlichen Straßenraums und ermöglichen die Unterstreichung spezifischer städtebaulicher Merkmale der unterschiedlichen Stadtgebiete.
Raumtypen:
1 Mittelalterlicher Stadtkern und Industrielle Stadterweiterung
2 Gründerzeitliche Stadterweiterung
3 Neuzeitliche Stadterweiterung und offene Bauweise
4 Gewerbegebiet
Übergeordnete Verbindungsstraßen
Neben den gestalterischen Vorgaben für die einzelnen Raumtypen formulierte das Büro fagus übergeordnete Gestaltungsprämissen. Wie Dr. Gabriele Seelemann erklärte, wird der Focus unter anderem auf die Unterstreichung der Typik der bestehenden Stadtstruktur gelegt. Zudem sollen dauerhafte und nachhaltige Materialien verwendet werden. Mit dem Einsatz von hellen Materialien wird zum einen für ein freundliches Erscheinungsbild gesorgt, zum anderen wird eine Überhitzung vermieden. Gut erhaltene historische Pflasterflächen an geeigneten Stellen sollen bewahrt und gepflegt werden oder je nach Bedarf aufgenommen und an anderer Stelle wiederverwendet werden.
Auch Barrierefreiheit im öffentlichen Raum ist ein wichtiges Thema. Besonders im Bereich von öffentlichen Einrichtungen und Verkehrsmitteln wurden nutzungsorientierte Gestaltungsgrundsätze formuliert.
Für künftige Planungsaufgaben sollen auch die Bedürfnisse der Radfahrer beachtet und umgesetzt werden. Grundlage hierfür bildet die Radverkehrskonzeption Frankenberg aus dem Jahr 2013. Schutzstreifen für Radfahrer, die Freigabe ausreichend breiter Gehwege für den Geh- und Radverkehr, Überquerungshilfen und Beschilderung sollen zukünftig die Verkehrssicherheit erhöhen.
Auch das Thema Stadtgrün ist in Frankenberg/Sa. ein wichtiges Anliegen. Neben dem Hammertal-Mühlbachtal und dem Lützelbachtal sollten das Mühlbachtal und die Zschopauaue nach ihrem Ausbau zur Erholungslandschaft hinzu kommen. Privatgärten ergänzen die Grünstruktur. Aufgabe des Stadtraumkonzeptes ist die Verbindung dieser Grünstrukturen durch Begleitgrün, welches im Straßenraum integriert wird. Da die enge mittelalterliche Struktur nur wenig Platz für Straßengrün bietet, empfiehlt das Konzept in den breiteren Hauptstraßen Baumpflanzungen. An engeren Straßen, Wegen und Gassen können offen gelassene „Grünfugen“ im Belag Platz für Fassadengrün bieten. Zudem sollten schmalkronige Bäume bevorzugt werden. Zur Erhöhung der Attraktivität der Grünflächen in der Stadt können Pflanzflächen mit blühenden Sträuchern, Stauden und Gräsern an den Eingängen der Stadt etabliert werden. Dies bietet dem Besucher der Stadt Frankenberg/Sa. und den Einwohnern einen blühenden Empfang.
Parkplätze in der Innenstadt, bei Lebensmittelmärkten sowie in anderen Gewerbeeinrichtungen sind überwiegend voll versiegelt und bieten kaum Platz für Grünräume. Durch gestalterische Auflagen wie beispielsweise Baumpflanzungen, Materialauswahl und Stellplatzanordnung lassen sie sich räumlich und gestalterisch besser in das Stadtbild integrieren.
Auch Licht kann eine besondere und angenehme Atmosphäre schaffen. So bedarf die Straßenbeleuchtung in Frankenberg an vielen Stellen einer Erneuerung und Aktualisierung. Mit geringerem Energieverbrauch und weniger Lichtpunkten sind die Kosten für die städtische Beleuchtung wesentlich zu mindern. Im Zuge von Umbauten an Straßen und Plätzen gelten für die Beleuchtung folgende Gestaltprinzipien: die Hauptstraßen und Quartiere werden durch unterschiedliche Lichtfarben voneinander abgegrenzt und betont. Dieser Unterschied bietet eine bessere Orientierung und wertet gestalterisch das Abend- und Nachtbild von Frankenberg auf. Die Beleuchtung im Zentrum soll einen besonders warmen Lichtfarbton erhalten. Damit wird der „historische Kern“ betont. Wohn- und Gewerbegebiete bekommen ebenfalls einen Warmton, die großen Verbindungsachsen bzw. Hauptstraßen erhalten einen kühleren Lichtfarbton. Für jedes Stadtgebiet sollen unterschiedliche Leuchten aufgestellt werden. Eine sogenannte „Altstadtleuchte“ im historischen Kern aber auch Straßen, Plätze, Parkplätze und technische Einrichtungen der Stadt sollen eine angemessene Aufwertung erfahren.
Auch an Geländer und Absturzsicherungen, sowie Handläufe wurde gedacht. Sie sollen im gesamten Stadtgebiet einheitlich gestaltet werden. In historischen Bereichen können geschwungen geformte Elemente verwendet werden, in anderen Bereichen sind schlichte und geradlinige Konstruktionen zu wählen. Auch Ausstattungselemente wie Bänke, Papierkörbe, Absperrpoller, Pflanzgefäße, Beschilderung und Baumgitter sollen einem einheitlichen Konzept folgen. Die Farbgebung all dieser Elemente, wie auch der Brückengeländer, in Metallicgrau oder Anthrazit ist wichtig.
Das Stadtraumkonzept für Frankenberg/Sa. soll allen Projektbeteiligten in jeder Phase der Planung bis zur Ausführung öffentlicher Bauaufgaben als Leitfaden dienen. Aktuell findet das Konzept Anwendung bei der Umgestaltung der Klingbach, dem Baderberg und der Lerchenstraße. Auch für private Bauvorhaben kann das Planungswerk zu Rate gezogen werden. Wie Gabriele Seelemann erklärte, kann es dennoch in Abhängigkeit von der Örtlichkeit Abweichungen geben. Um das Gesamtgestaltungskonzept im öffentlichen Raum zu erhalten, sollten diese Abweichungen jedoch sorgfältig diskutiert und abgewogen werden.
Im Amtsblatt Nummer 14 möchte ich Ihnen erläutern, welche hier erwähnten Gestaltungselemente in den einzelnen Raumtypen zum Einsatz kommen.
Ihr
Thomas Firmenich
Bürgermeister