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Rückblick
06.04.2021 - 30 Jahre Panzergrenadierbrigade 37

Frankenberg blickt auf eine lange Tradition als Garnisonsstadt zurück und fühlt sich bis heute den Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr besonders verbunden. Heute ist hier der Sitz der Panzergrenadierbrigade 37 „Freistaat Sachsen“, welche am 01. April ihr 30-jähriges Bestehen feierte. Zu diesem besonderen Jubiläum gratuliert die Stadt Frankenberg/Sa. sehr herzlich. Janett Reinhold, Referentin des Bürgermeisters und Sandra Saborowski, Bildungsmanagerin der Stadt überbrachten die Glückwünsche in Vertretung des Bürgermeisters Thomas Firmenich an Oberst Beiser und Oberst Werner. Dem Anlass entsprechend überreichten Sie eine Geburtstagstorte, welche von der Frankenberger Bäckerei Meseg hergestellt worden ist. Als Erinnerung erhielt die Stadt aus den Händen von Oberst Beiser eine Tafel zu 30 Jahre Panzergrenadierbrigade 37 „Freistaat Sachsen“.

Die Wettiner Kaserne trägt in vielfältiger Weise mit ihren stationierten Soldatinnen und Soldaten aus dem gesamten Bundesgebiet zur Steigerung des Bekanntheitsgrades der Stadt Frankenberg/Sa. bei. Als sichtbares und klares Bekenntnis zum Auftrag der Bundeswehr und Ausdruck der langjährigen Verbundenheit beantragte die Stadt im Jahr 2020 die Verleihung der sonstigen Bezeichnung „Garnisonsstadt“ beim Sächsischen Staatsministerium des Innern.

„So freuen wir uns, dass diesem Antrag zugestimmt worden ist. Die Verleihung des Titels erfolgt im Sommer diesen Jahres.“, so Bürgermeister Thomas Firmenich.

Mit der Panzergrenadierbrigade 37 „Freistaat Sachsen“ und den Angehörigen ihres Stabes verbindet die Stadt eine fruchtbare Patenschaft. Vielfältige gemeinsame gesellschaftliche Veranstaltungen wie das Adventskonzert des Luftwaffenmusikkorps, öffentliche Appelle, Organisation eines internationalen Jugendcamps und Tage der offenen Tür in der Wettiner Kaserne belegen die enge Zusammenarbeit. Auch die Bürger der Stadt fühlen sich mit den Soldatinnen und Soldaten der Wettiner Kaserne in besondere Weise verbunden. Die Verbundenheit zeigte sich deutlich, als die Kaserne 2004 im Zuge der Reformierung der Bundeswehr vor der Schließung stand. Tausende Bürger haben sich vehement gegen die drohende Schließung des Standortes eingesetzt. Bedeutend ist auch die Unterstützung der Stadt durch die Soldaten der Bundeswehr in Notlagen wie beispielsweise beim Hochwasser, bei der Unterbringung von Flüchtlingen aber auch aktuell in der Corona-Pandemie leistet die Bundeswehr Amtshilfe.

 

Bildunterschrift (von links): Oberst Beiser, Janett Reinhold, Sandra Saborowski

Informationen zum Standort Wettiner Kaserne

Die heutige Wettiner Kaserne diente, während einer wechselvollen Geschichte, immerhin fünf deutschen Staaten zur Unterbringung ihrer Streitkräfte.
Im Jahre 1913 kam es zur Errichtung einer ständigen Garnison. Auf einem etwa 10 ha großen Areal sollte aus zwei Teilobjekten ein Kasernenkomplex entstehen. Geplant waren die Ansiedelung der königlich-sächsischen Unteroffizierschule und des Trainbataillons 19. Bereits im Oktober 1913 rückten die ersten Soldaten in die Stadt ein. Als Kriegsgarnison lagen nach dem Abzug des Trainbataillons 19 das II. Ersatzbataillon des Infanterieregiments Nr. 104 „Kronprinz“, das Ersatzbataillon des Reserveinfanterieregiments Nr. 106 sowie das Ersatzbataillon des Fußartillerieregiments 12 in Frankenberg. Am 01. Juli 1916 zog aus Marienberg kommend die königlich-sächsische Unteroffizierschule in die Frankenberger Kaserne ein. Zwischen 1922 und 1934 existierte keine Garnison in Frankenberg. Am 01. Juli 1934 wurde die Kaserne der Reichswehr rückübertragen. Am 02. August 1935 erhielt die Kaserne den Namen „Hindenburg-Kaserne“. Nach dem Zusammenbruch des Deutschen Reiches besetzten im Juni 1945 Einheiten der Roten Armee das Gelände. Im Februar 1949 übernahm das Polizeipräsidium Chemnitz die Verwaltung der Liegenschaft. Mit der Bildung der Kasernierten Volkspolizei (KVP) erfolgte im September 1952 die Aufstellung einer gemischten Volkspolizeibereitschaft. Nach Gründung der NVA 1956 begann der Aufbau des Flak-Regiments 14 am Standort Frankenberg. Nach Auflösung dieses Verbandes im Jahre 1959 wurde die Kaserne als Ausbildungseinrichtung für die Offizierschüler der Waffengattung Mot.-Schützen genutzt. Von 1963 bis 1980 befand sich auch eine Panzerfahrschule im Objekt. Im Oktober 1963 wurde das Artillerieregiment 7 nach Frankenberg verlegt. Ihm folgte im Herbst 1972 die Geschosswerferabteilung 7. Am 01. März 1974 erhielt die Kaserne den Namen „Albert-Hößler-Kaserne“. Nach der Kommandoübernahme durch die Bundeswehr erfolgte im März 1991 die Aufstellung des Panzerartilleriebataillons 375. Ihm folgte im Oktober 1991 die 4. Kompanie des Feldjägerbataillons 701, im Juli 1993 die Sportfördergruppe und im Oktober 1994 das Kraftfahrausbildungszentrum. Am 03. November 1992 erfolgte die Umbenennung der Kaserne in „Wettiner-Kaserne“. Mit der Verlegung von Stab und Stabskompanie der Heimatschutz- bzw. Panzergrenadierbrigade 37 „Freistaat Sachsen“ im Juni 1995 wurde die Phase der Umgliederung und Neuaufstellung abgeschlossen. Im Zuge der Neuausrichtung der Bundeswehr wurden Bataillone aufgelöst ebenso wie das Kraftfahrausbildungszentrum.

Interview mit Oberst Alexander Krone, Kommandeur PzGrenBrig 37

Sehr geehrter Herr Oberst Krone, erst im November 2020 haben Sie das Kommando über die Panzergrenadierbrigade 37 übertragen bekommen. Welchen Eindruck konnten Sie bereits über die Soldatinnen und Soldaten und der Brigade insgesamt gewinnen?

Ich habe das Kommando über die Brigade in einer sehr bewegten Zeit übernommen. Neben den bereits beschriebenen Vorbereitungen auf den VJTF-Auftrag, stehen seither auch die vielen Amtshilfemaßnahmen zur Bewältigung der Covid-19-Pandemie im Fokus. In den ersten Wochen und Monaten prägten bereits mehrere Brigade- und Bataillonsübungen sowie besonders die Besuche in den unterschiedlichen Standorten meinen Dienstalltag. Viele Soldatinnen und Soldaten der Brigade sind mir dabei durch ihre besondere Leistungsfähigkeit und Motivation aufgefallen. Die unmittelbare Hilfe in der Heimat bringt für uns Soldaten - gerade in einer solchen Ausnahmesituation - ganz besondere und oftmals sehr positive Erfahrungen mit sich. Der großartige Beitrag zur Amtshilfe bindet jedoch natürlich auch viele Ressourcen und stellt damit für die Truppe auch immer einen Spagat zu unserem militärischen Kernauftrag dar. Ich bin den Kameradinnen und Kameraden dankbar, dass sie beide Aufträge mit Bravour erfüllen.

Welchen Auftrag hat die Brigade?

Als mechanisierter Großverband des Heeres deckt die Panzergrenadierbrigade 37 in den laufenden und künftigen Einsätzen ein breites Aufgabenspektrum ab. Die Brigade verfügt mit vier Kampfbataillonen über jeweils zwei Verbände der Panzergrenadier- und der Panzertruppe. Zudem gehören ihr ein Versorgungsbataillon, ein Panzerpionier- und ein Aufklärungsbataillon an. Darüber hinaus verfügt die Brigade mit dem Panzergrenadierbataillon 909 über einen nicht-aktiven Ergänzungstruppenteil. Die Panzergrenadierbrigade 37 ist damit so strukturiert, ausgerüstet und ausgebildet, dass sie in einem Einsatzgebiet zeitgleich an verschieden Orten humanitäre Hilfe, friedensstabilisierende Operationen und Kampfeinsätze durchführen kann. Derzeit gehören der Brigade etwa 5.500 Soldatinnen und Soldaten an, welche hauptsächlich in den Freistaaten Thüringen und Sachsen stationiert sind. Die Angehörigen der Brigade bereiten sich kontinuierlich auf Einsätze und anerkannte Missionen vor. In 2023 wird die Panzergrenadierbrigade 37 die Führung der Landkräfte der „NATO-Speerspitze“, der Very High Joint Readiness Task Force (VJTF), übernehmen. Sie wird dann in der Lage sein, innerhalb weniger Tage einsatzbereit zu sein.

An welchen Einsätzen war/ist die Brigade beteiligt?

Die Verbände der Brigade waren und sind seit 1998 an zahlreichen Auslandseinsätzen und Missionen der Bundeswehr beteiligt. Darunter fallen Einsätze als Teil verschiedener Kontingente der internationalen NATO-Schutztruppen SFOR in Bosnien sowie KFOR im Kosovo. Darüber hinaus beteiligte sich die Brigade mehrmals an Einsätzen im Rahmen der Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe (ISAF) und der Ausbildungsmission Resolute Support in Afghanistan sowie in Einsätzen im westafrikanischen Mali.

Die Brigade stellte, im Rahmen NATO-enhanced Forward Presence, bereits viermal den Leitverband zur Abschreckung gegen eine potentielle Bedrohung der Ostflanke des Verteidigungsbündnisses in Litauen. Der Schwerpunkt dieses multinationalen Verbandes, welcher einer litauischen Brigade untersteht, liegt in gemeinsamen Übungen sowie Aus- und Weiterbildungsvorhaben der Soldaten. Dazu verlegen die deutschen Anteile jeweils für ein halbes Jahr mit ihrem eigenen Großgerät und Material ins Baltikum.

Neben den Einsätzen leistet die Brigade auch Amtshilfe. In welchen Bereichen und wie genau unterstützt die Brigade? Wie hilft sie auch den Frankenberger Bürgern?

Durch die Covid-19-Pandemie ist die Amtshilfe durch die Bundeswehr noch einmal besonders in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Die Soldaten der Panzergrenadierbrigade 37 unterstützten - und unterstützen noch immer - in zahlreichen Amtshilfemaßnahmen, bei denen zeitweise über 1.200 Angehörige der Brigade eingesetzt waren. Die Unterstützungsleistungen verteilen sich dabei über den gesamten Stationierungsraum in Sachsen und Thüringen. Auch im Landkreis Mittelsachsen waren und sind unsere Soldaten im Einsatz gegen das Virus. Die Aufgaben der in Amtshilfemaßnahmen befindlichen Soldaten waren dabei häufig völlig andere, als sie im normalen Dienstalltag zu bewältigen haben. So wurden aus Maschinengewehrschützen Labormitarbeiter und Instandsetzungspersonal fand sich bei unterstützenden Tätigkeiten in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen wieder. Eine Kontaktnachverfolgung, ohne die 37er-Soldaten, war in den meisten Gesundheitsämtern undenkbar. Besonders in den Altenheimen kam die Hilfe gut an. Dort, wo die Bewohner aufgrund der Pandemie keine Angehörigen mehr empfangen konnten, war die Freude umso größer, wenn sich jemand Zeit für ein Gespräch oder auch ein Kartenspiel nahm.

Wie würden Sie die Verbundenheit der Kaserne mit der Stadt und der Region beschreiben?

Die enge Verbindung zwischen der Stadt Frankenberg und den Soldaten in der Wettiner-Kaserne ist ja gewissermaßen schon eine gute Tradition, welche mir auch von meinem Vorgänger so weitergegeben wurde. Viele der hier eingesetzten Soldaten stammen aus der Region und haben daher eine besondere Verbindung zu ihrem Stationierungsort. Herr Bürgermeister Firmenich hat für unsere Belange immer ein offenes Ohr. Für diese gute Zusammenarbeit möchte ich mich ausdrücklich bedanken.

Das besondere Verhältnis der Stadt zur Bundeswehr kommt auch in dem Stadtratsbeschluss zur Zusatzbezeichnung „Garnisonsstadt Frankenberg“ zum Ausdruck. Ich freue mich darauf, dass diese besondere Verbindung so auch nach außen sichtbar wird. Die gesellschaftliche Verwurzelung und gegenseitige Anerkennung ist für Soldaten immer ein wichtiger Rückhalt.

Wie wird das Jubiläum der Brigade in diesem Jahr gefeiert?

Wir werden das 30-jährige Jubiläum unseres Großverbandes in einem gebührenden Rahmen begehen, wobei natürlich auch dieses Ereignis an die aktuelle, pandemiebedingte, Situation angepasst werden muss. Zur Erinnerung an das besondere Jubiläum wird die Panzergrenadierbrigade 37 eine Jubiläums-Medaille auflegen, welche von der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meissen gefertigt wird. Zusätzlich wird gerade an einer Brigade-Chronik gearbeitet, welche die bewegte Geschichte des mitteldeutschen Großverbandes seit 1991 anschaulich darstellt.

Des Weiteren werden wir alle Interessierten auf eine faszinierende Bewegtbild-Zeitreise entlang der Geschichte der Panzergrenadierbrigade 37 schicken. Anhand eines Videos beleuchten wir die Gründungsgeschichte und die Meilensteine der vergangenen 30 Jahre. Zusätzlich wird das Video auch ein Ausblick auf die anstehenden Herausforderungen geben. Darüber hinaus gibt es derzeit, gemeinsam mit der sächsischen Staatskanzlei, erste Überlegungen zu einer feierlichen, öffentlichkeitswirksamen Veranstaltung im Herbst dieses Jahres. Wenn es die pandemische Situation zulässt, wird dies den Höhepunkt der Jubiläumfeierlichkeiten bilden.

Die Panzergrenadierbrigade 37 „Freistaat Sachsen“

Die Brigade wurde am 01. April 1991 zunächst als Heimatschutzbrigade 37 aus den verbliebenen Einheiten der ehemaligen 7. Panzerdivision der NVA in Dresden aufgestellt. Der damalige sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf verlieh der Brigade am 11. April 1991 den Beinamen „Freistaat Sachsen“. Zum 01. Januar 1995 gliederte die Heimatschutzbrigade 37 zur Panzergrenadierbrigade 37 um. Im Juli desselben Jahres erfolgte der Umzug in die Wettiner Kaserne nach Frankenberg. Am 01. Oktober 1996 wurde die Brigade in eine Jägerbrigade umgegliedert. Im April 2007 erfolgte die erneute Umgliederung der Jägerbrigade37 zur Panzergrenadierbrigade 37, einer Brigade der Stabilisierungskräfte. Seit der Auflösung der 13. Panzergrenadierdivision am 28. Juni 2013 in Leipzig ist die Panzergrenadierbrigade 37 der 10. Panzerdivision in Veitshöchheim unterstellt.

Informationen zu den Einsätzen (Auswahl):

2004 und 2006 waren Soldaten der Brigade im Rahmen des ISAF Einsatzes in Afghanistan. Auch von 2009 bis 2010 stellte die Brigade Soldaten für die Internationale Sicherheitsunterstützungstruppe in Afghanistan sowie Teile für die Kosovo-Truppe, kurz KFOR. Den Schwerpunkt für 2011 bildeten die Informationslehrübung sowie die erneute Einsatzvorausbildung als Voraussetzung für den Einsatz in Afghanistan und den Kosovo 2012/2013. Im Inland halfen die Soldaten der Panzergrenadierbrigade 37 bei der Oderflut 1997, im Rahmen des Elbehochwassers 2002,2006 und 2013 in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Weiterhin war die Brigade seit Dezember 2014 im Rahmen der NATO Response Force (NRF) als schnelle Eingreiftruppe der NATO eingesetzt.  Bei der Versorgung von Flüchtlingen in Sachsen und Thüringen unterstützte die Panzergrenadierbrigade 37 in Spitzenzeiten mit rund 600 Soldaten an fast 20 Einrichtungen. Dabei standen der Aufbau der Einrichtungen, der Transport von Menschen und Material und die Unterstützung beim Betrieb der Einrichtungen im Vordergrund. Ab August 2017 waren Truppenteile im Rahmen der „verstärkten Vornepräsenz“ enhanced Forward Presence (eFP) für die NATO in Litauen eingesetzt. Dabei trugen das Panzergrenadierbataillon 371, das Panzerbataillon 393 und das Panzergrenadierbataillon 391 die Hauptverantwortung. Im Rahmen der Amtshilfe unterstützt die Brigade auch bei der Bekämpfung der Borkenkäferkalamität und der Coronavirus-Pandemie.

Quelle: Standortbroschüre der Bundeswehr

 

Pressestelle
Stadt Frankenberg/Sa.