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17.07.2024 - 90 Jahre Siedlung -Neue Heimat- in Frankenberg

In diesem Jahr 2024 blickt die Siedlung „Neue Heimat“ in Frankenberg auf ihr 90-jähriges Bestehen zurück. Blickt man auf die Entwicklung in den vergangenen Jahren, erkennt man schnell, was alles geschaffen wurde.

Anfang der dreißiger Jahre wurde für kinderreiche Familien ein Wohnungsbauprogramm ins Leben gerufen, was allerorts als „Randsiedlung“ benannt wurde. Da es in Frankenberg viele Interessenten für Wohnraum gab, wurde in mehreren Versammlungen dazu aufgerufen, dieses Programm auch in Frankenberg zu realisieren.

Als 1933 in der Stadtverwaltung Frankenberg die Genehmigung zur Errichtung einer Straße oberhalb der Gaststätte Lützelhöhe von der zuständigen Behörde in Flöha eintraf, war der Startschuss für den Bau der ersten Häuser der neuen Siedlung gegeben. Als Siedlungsgelände wurde ein Flurstück außerhalb von Frankenberg angenommen. Es handelte sich dabei um das Gelände hinter dem ehemaligen Bismarkturm.

Da sich für die vorgesehenen 40 Siedlungshäuser 150 Bewerbungen angemeldet hatten, mussten sich die Männer einer ärztlichen Untersuchung unterziehen. So sollte geprüft werden, welche Bewerber die gesundheitliche Eignung zum eigenständigen Errichten eines Hauses mitbrachten.

Des Weiteren musste eine Schulung absolviert werden, damit die Nutzer des Grundstücks allen Anforderungen an die Siedlungsanwärter genügten. Insbesondere die Eigenversorgung mit Gemüse, Kartoffeln und evtl. auch die Tierhaltung standen im Fokus. Erst dann erhielt der Bewerber die Genehmigung zur Errichtung des Hauses, den sogenannten „Erbbau-Heimstättenvertrag“, von der Stadtverwaltung Frankenberg.

Mit dem Bauen wurde auch sofort im Jahr 1933 begonnen.12 Doppelhäuser wurden in Angriff genommen. Die Häuser wurden in Eigenleistung gebaut. Hierbei mussten sich Handwerker nach den benötigten Berufsgruppen zusammenschließen. Das betraf vor allem Maurer, Zimmerleute, Dachdecker, Ofensetzer und Elektriker.

Die Regularien zum Bau blieben weiterhin streng: Vor allen Dingen durfte nicht viel Geld ausgegeben werden. Für Material waren nur 2.500 Reichsmark (heute rund 12.000 Euro) vorgesehen. Es wurde alles von Hand und ohne den Einsatz jeglicher Technik gebaut. Auch die Form und Größe des Hauses war vorgegeben. Es durfte nur Parterre mit Spitzdach (Satteldach) und ohne Vorhaus gebaut werden. Nur die Hälfte des Hauses durfte unterkellert, die Toilette musste mit im kleinen Zimmer eingebaut werden. Für die Außenansicht waren glatter Putz und für das Dach Ziegel vorgesehen.

Im Juni 1934 war es soweit: Es konnten die ersten Siedler im Hufeisen einziehen, welches sich heutzutage „Neue Heimat“ nennt.

 

Den Siedlern mit mehreren Kindern wurde nach dem Einzug noch 300 Reichsmark (heute rund 1.400 Euro) Zuschuss gewährt. Damit konnten Gipsplatten an die Dachsparren genagelt werden, um zusätzliche Schlafgelegenheiten für die Kinder auszubauen und außerdem etwas gegen die Kälte im Winter zu tun. Wer noch die Möglichkeit hatte, sich ein paar Abbruchziegel zu besorgen, durfte dann ein kleines Vorhaus anbauen, sodass die Tür nicht zu sehr dem Wetter ausgesetzt war.

In den Jahren 1934 – 1937 wurden so das letzte Stück vom Grenzweg, sowie die linke Seite und rechte Seite vom Ahorn bis zum Wasserturm, Ausgang „Neue Heimat“, gebaut. Im vorderen Teil des Ahorns und Grenzweges wurde ein Stück frei gelassen. Dieses sollte für einen Kinderspielplatz und einer eventuellen Straße vom Bahnhof in Richtung auf die Freiberger Straße dienen. Die Straße ist später wieder verworfen worden, der geplante Kinderspielplatz wurde während des Krieges in kleine Parzellen aufgeteilt und für den Gemüseanbau genutzt.

Im Jahre 1938 wurden auf der linken Seite des Ahorns die letzten 3 Doppelhäuser gebaut. Hinter diesen 3 Doppelhäusern in Richtung Weg zum Bismarkturm befand sich ein großes Wasserloch und auf der anderen Seite bestand der Baugrund aus Steinen und Felsen. Deshalb musste dieser Teil des Ahorns von den Siedlern unter schwerster körperlicher Arbeit mit Hacke, Schaufel und Brecheisen bebaut werden.

Die letzten Häuser in diesem Baustil wurden auf Seite des Grenzweges von 1953 – 1954 und auf Seite des Ahorns von 1958 – 1960 gebaut und bezogen. Im Laufe der Jahre ist an sämtlichen Häusern ein Vorhaus mit WC angebaut worden. Bei vielen Häusern ist bis heute weiterhin aufgestockt und modernisiert worden, so wie es dem Bedarf der heutigen Zeit entspricht.

Haus nach der Modernisierung (neuer Standard)

Der Familiengedanke der neuen Siedlung zeigte sich früh: Bereits im Jahr 1954 wurde von den Bewohnern der Siedlung das 1. Kinderfest, an dem ca. 40-45 Kinder teilnahmen, organisiert. Auf Grund der schlechten wirtschaftlichen Situation wurden die Zutaten für die Kuchen von den Siedlern gespendet.

Anläßlich des 25-jährigen Bestehens der Siedlung fand 1959 ein großes Sommer- und Kinderfest statt. Alle Gärten und Häuser wurden von den Siedlern festlich geschmückt.

Da die 14 Mitglieder der „Siedlung Lützelhöhe“ keiner Gemeinschaft bzw. keinem Verein angehörten und somit über keine Möglichkeit verfügten, preisgünstig über einen Großeinkauf Dünger und Baustoffe zu erwerben, erfolgte 1971 die Eingliederung in die Sparte „Siedlung Neue Heimat Frankenberg“.

Der Grenzweg war noch bis Mitte 1980 in dem Zustand, wie er in den 1930er Jahren angelegt worden war. Nach Regen oder Schnee war er nur in Gummistiefeln begehbar. Mehrere Gespräche mit der Stadt zur Verbesserung des Straßenzustandes führten zu keinem Ergebnis. Der Stadt fehlte das Material und die Baukapazitäten. Die Stadtverwaltung machte der Siedlung daher den Vorschlag, den Straßenbau in Eigeninitiative anzugehen. Auf persönliche Initiative des Siedlers Rolf Schönherr, der sämtliches Material vom „Bau- und Montagekombinat“, kurz BMK genannt, bereitstellen konnte, begann der Straßenbau im Mai 1988. Es wurden 600 Meter Rohre für den Abfluss des Regenwassers in den vorhandenen Straßengraben verlegt und darauf ein Fußweg gebaut. Viele Siedler beteiligten sich mit ihrer Muskelkraft an der Baumaßnahme. Im Oktober 1988 wurde als letzter Schritt die Straßendecke und die Decke für den Fußweg von der Stadt Frankenberg fertig gestellt.

So wurde zu damaliger Zeit durch das gemeinsame Anpacken vieler Siedler etwas Großartiges geschaffen.

Auch die Eigenversorgung der Siedler stand weiterhin an vorderster Stelle. Daher hat die Siedlung „Neue Heimat“ oft die vorderen Plätze bei Gartenbauausstellungen und Leistungsvergleichen für beispielsweise Obst und Gemüse belegt.

Ein weiteres Highlight in der Geschichte der Siedlung fand 1988 im Rahmen der 800 Jahrfeier der Stadt Frankenberg statt. Zum Festumzug der Stadt gestaltete die Siedlergemeinschaft „Neue Heimat“ gemeinsam mit der Siedlung „Am Friedhof“ einen sehr schön geschmückten Festwagen.

Da es in Frankenberg auch in der jüngeren Vergangenheit noch viele Interessenten für ein eigenes Heim gab, wurde vom Stadtrat 2006 der Bebauungsplan um den östlichen Teil des Grenzweges erweitert. Hier wurden in den Folgejahren weitere schöne Eigenheime errichtet und der Grenzweg als Straße ausgebaut.

Am 10. August 2024 findet unser 14. Kinder- und Straßenfest statt. Zu diesem Fest wird für die Kinder nicht nur Spiel und Unterhaltung, sondern auch aktive Betätigung vom Verein organisiert. Auch für die Erwachsenen ist es immer ein schöner Tag gemeinsam mit der Familie.

Am Vorabend des 14. Kinder- und Straßenfestes der Siedlung Neue Heimat organisiert der Verein „Siedlung Neue Heimat Frankenberg e.V.“ anläßlich des 90-jährigen Bestehens der Siedlung einen gemeinsamen Abend mit Musik und Unterhaltung.

Wir sind stolz, als Siedlerverein diese Tradition, das Kinder- und Straßenfest, jährlich fortzuführen! Gäste sind herzlich eingeladen, diesen Tag mit uns zu feiern!

 

Erwin Petrik  (Quelle: 70-jährige Entwicklung der Siedlung)