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Stadtchronist
Herr Andreas Klöden
Das imposante Schloss Sachsenburg bei Frankenberg, das sich auf einem Fels über dem Fluss Zschopau erhebt, ist eines der wenigen Beispiele für ein fast vollständig erhaltenes spätgotisches Wohnschloss in Sachsen.
1197wurden die Herren von Sachsenburg erstmals erwähnt und archäologische Funde lassen auf eine erste Burg schließen, die zwischen 1210/1230 errichtet worden war. Als Bauherren gelten die „Herren von Mildenstein“. Diese Herrschaft wurde durch Streitigkeiten mit dem Wettiner-Markgraf Heinrich dem Erlauchten (1215-1288) zerschlagen. Im Jahre 1232 kam die Sachsenburg in den Besitz der Wettiner. Am 18.02.1364 vergaben die Regenten des Kurfürstentums Sachsen das „Huz Sachsinberch mit Dörfern, Äckern, Wiesen, Wassern“, u.s.w. samt dem Teil an „Frankinberch“ als Lehen an die Ritterbrüder Grosse.
1396 erhielt Dittrich, Ritter von Schönberg,die Herrschaft und das Schloss Sachsenburg vom sächsischen Kurfürst Friedrich dem Streitbaren (1370-1428) als Lehn. Der „kurfürstliche geheime Rat“ Caspar (V.) von Schönberg († ca. 1491) ließ auf den Resten der älteren Burg die Sachsenburg in ihrer heutigen Gestalt errichten. Der berühmte sächsischen Baumeister der Spätgotik Hans Reynhart, der am Bau des Dresdener Schlosses, der Albrechtsburg Meißen und der ersten Kreuzkirche Dresdens beteiligt war, errichtete die Burganlage. Bis zum März 1610 blieb das Schloss Sachsenburg im Besitz der Herren von Schönberg. Dann erfolgte ein Zwangsrückkauf des Frankenberger Lehns durch die regierenden Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen (1585-1656) und seinen Mitregenten Christian II. (1583-1612). Ab 1610 diente das Schloss Sachsenburg als wettinischer Verwaltungssitz des kurfürstlich-sächsischen Amtes Sachsenburg mit der Stadt Frankenberg.
Am 17.08.1867 meldete das „Frankenberger Nachrichtenblatt und Bezirksanzeiger“: „Im nahen Schloß Sachsenburg ist eine Correctionsanstalt für jüngere Sträflinge beiderlei Geschlechts eingerichtet worden, welche vorzugsweise wohl mit landwirthschaftlichen Arbeiten beschäftigt werden sollen. Gegen 50 Sträflinge sind gestern von Waldheim… eingetroffen“. Ob an der Entscheidung von 1867, den Verwaltungssitz Schloß Sachsenburg in ein Jugendgefängnis umzuwandeln, ein Großfeuer des Schlosses vom 05.07.1862 mitgewirkt hat, läßt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. In einer Zeitungsnotiz vom 09.07.1862 wurde über dieses Großfeuer berichtet, das im Schloßhof ausgebrochen und auf Fahrlässigkeit zurückzuführen war und offenbar größere Schäden hervorgerufen hatte. Vielleicht war damit die Funktionalität des Verwaltungsbetriebes so beeinträchtigt, dass man sich zu Veränderungen veranlasst sah.
Welche Dimension die „Correctionsanstalt“ auf der Sachsenburg annahm läßt sich daraus ableiten, dass im Jahre 1901 in diesem Gefängnis eine eigene „Parochie“ (Pfarrei) mit einem Pfarrer und einem eigenen Friedhof eingerichtet wurde. Um die Zahl der Gefangenen einschätzen zu können, kann eine Zeitungsnotiz im „Frankenberger Nachrichtenblatt “ vom 01.07.1904 herangezogen werden. Es wurde berichtet, dass mittels eines „Extrazuges mit 26 Achsen, exklusive Lokomotive und Schutzwagen“ auf dem Bahnhof Frankenberg bereitgestellt wurde, um 204 „Sträflinge“, die z.T. wegen schwerer Vergehen wie Mord u.ä. auf der Sachsenburg einsaßen, in das Zuchthaus Bautzen zu verlegen. 60 „Correktionäre“ verblieben auf der Sachsenburg, die durch einen Zugang von 54 neuen Gefangenen aufgestockt wurden.
Am 20.08.1914 meldete das „Frankenberger Nachrichtenblatt“, das „45 Russen, meist Akademiker und Bergstudenten (Bergakademie Freiberg) sowie Engländer und Serben, die bei Ausbruch des Krieges aus Sicherheitsgründen in Verwahrungshaft genommen wurden,….. unter militärischer Bewachung mit der Bahn nach hier (Frankenberg) befördert wurden und bis auf Weiteres in der Landesanstalt Frankenberg (Sachsenburg) untergebracht sind“.
Die Korrektionslandesanstalt Sachsenburg bestand bis zum 07.04.1926 insgesamt 59 Jahre lang. Dann begann ein mehrtägiger Umzug mit allen Gefangenen und sämtlichen Inventars in die neu eingerichtete „Landeskorrektionsanstalt Colditz“.
Dr. Bernd Ullrich/ Stadtchronist