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Stadtchronist
Herr Andreas Klöden

Beiträge zur Stadtgeschichte
28.07.2022 - Ortelsdorf - Ein unbekannter Ortsteil Frankenbergs?

Befragt man Bürgerinnen und Bürger nach den Ortsteilen ihrer Stadt, werden zumeist nur die benannt, welche nach der Wende zu Frankenberg kamen. Die Kenntnis vorheriger Eingemeindungen beschränkt sich auf die der Gemeinde Gunnersdorf im Jahre 1961 zu welcher Ortelsdorf seit 1950 gehört.

Befragt man Bürgerinnen und Bürger Frankenbergs allerdings nach Kuchenhaus, der Firma Moritz Damm & Sohn KG oder neuerdings der „Bunten Kuh“, wissen alle Befragten worum es sich handelt. Ja, Frankenberg liegt auch westlich der Zschopau, in Form der ehemaligen Gemeinde Ortelsdorf.

Ortelsdorf entstand als einreihiges Waldhufendorf. 1350 wird der Ort als Ortlibistorf erwähnt, 1355 wird er Ortliebistorf genannt, 1528 Orttelsdorff, 1548 Ortelsdorff und schließlich ab 1791 in seiner heutigen Schreibweise Ortelsdorf. Es ist anzunehmen, dass der Name des Ortes auf denjenigen zurückgeht, der mit der Besiedlung der Flur betraut war.

Verwaltungstechnisch gehörte Ortelsdorf abwechselnd zum Amt Rochlitz, Amt Lichtenwalde, Amt Frankenberg, Amt Augustusburg, zur Amtshauptmannschaft Flöha, zu den Landkreisen Flöha, Hainichen, Mittweida und findet sich in jüngster Zeit im Landkreis Mittelsachsen.

Kirchlich und damit bis ins 19. Jahrhundert auch schulisch, gehörte Ortelsdorf immer zur Kirchengemeinde Niederlichtenau. Letzteres ist bis heute so geblieben.

Die Einwohnerzahlen entwickelten sich, belegbar ab 1834 mit leichten Schwankungen stetig nach oben. Sind für 1834 94 Einwohner benannt, lassen sich für 1946 206 Einwohner nachweisen. Interessanterweise steigt mit der Einwohnerzahl auch die Vielseitigkeit der Religionen. Ist 1834 1 Katholik nachzuweisen, sind es 1925 17. Der evangelisch-lutherische Glauben herrschte, wie fast überall in Sachsen, auch in Ortelsdorf vor.

In den historischen Akten zur Gemeinde Ortelsdorf findet sich eine Vielzahl von interessanten Fakten, Vorgängen, Skandalen und beschriebenen Ereignissen, über die es durchaus lohnenswert scheint, zu berichten.

Dabei geht es zum Beispiel um Steinkohlenbergbau, ja, die gab es hier und der Königlich–Sächsische Kammerherr Otto Rudolph Graf Vitzthum von Eckstädt auf Lichtenwalde wollte sich, zum Nachteil der Bauern Ortelsdorfs, die Abbaurechte sichern. Dabei geht es um die Einführung einer neuen Gemeindeordnung 1839 in deren Zusammenhang der benannte Herr von Lichtenwalde plötzlich als ansässiges Gemeindemitglied auftaucht.

Ortelsdorfer sollten im April 1848 Mitglieder einer „Communalgarde“, bestehend aus Bauern der umliegenden Lichtenwalder Amtsdörfer, werden.

Es wird zu berichten sein, wie Ortelsdorf nach Frankenberg gelangte und nicht, wie bereits seit den 1920er Jahren immer wieder angestrebt, nach Niederlichtenau kam, das sich seinerseits gegen eine Vereinnahmung durch Oberlichtenau wehrte, für diesen Fall sogar mit einer Vereinigung mit Frankenberg drohte.

Es wird zu berichten sein, wie ein damals durchaus üblicher Verwaltungsakt, die Zwangsräumung der Wohnung eines Schweizers, der auch als solcher in Ortelsdorf tätig war, von gewissen politischen Kreisen medial ausgenutzt wurde und schließlich mit der Verurteilung des verantwortlichen Redakteurs endete.

Es wird zu berichten sein, dass Umweltskandale keine Erfindung der jüngeren Zeit sind. Bereits 1923 gab es einen solchen, verursacht durch die Färberei Rüger in Ortelsdorf. Dabei ging es bereits damals um die Einleitung der Firmenabwässer in die Zschopau.

Wie man sieht, sind viele, heute wieder aktuelle Themen, auch damals schon präsent. Sie wurden nur nicht so umfassend medial ausgeschlachtet.

 

 

Andreas Klöden
Ortschronist