St. Aegidienkirche

In der Stadt Frankenberg/Sa. und ihrer Umgebung finden Sie eine Reihe von Sehenswürdigkeiten, deren Besichtigung ein lohnenswertes Ziel darstellt.

Zur Geschichte:

Zwischen 1150 und 1200 legten fränkische Siedler das Waldhufendorf an, aus dem wenig später die Stadt Frankenberg hervorging. Sie war umgeben von kleineren Dörfern, die die Stadt zum Austausch gewerblicher gegen landwirtschaftliche Erzeugnisse nutzten. Frankenberg hat eine wechselvolle Geschichte erlebt, in die auch die Stadtkirche verflochten ist. Erstmalig wurde 1373 ein Kirchenbau erwähnt. Nach einem Stadtbrand um 1450 war vermutlich auch die Kirche neu errichtet worden. Ein mächtiger Turm wurde 1499 angebaut, dessen unterer Teil bis heute erhalten geblieben ist. Das Aussehen dieser Kirche kennen wir von einem Stich Merians um 1650. Doch schon 1739 musste sie wegen Baufälligkeit abgerissen werden. In nur 17 Monaten Bauzeit entstand die neue Kirche, die am 29. Oktober 1741 geweiht wurde. Unter der Leitung des Freiberger Ratsbaumeisters Ohndorff war ein stattlicher Emporensaal entstanden. Ohndorff stand unter dem Einfluss George Bährs, des Erbauers der Dresdner Frauenkirche. Unverkennbar ist sein Bestreben, den rechteckigen Grundriss des Kirchenschiffes im Inneren zu einem Zentralbau zu gestalten. Deshalb wählte er „für seine Emporen nach Dresdner Vorbild die ovale Form und schloss den Bau mit einer hölzernen Flachkuppel ab, so dass die Wirkung des Zentralbaues weitgehend erreicht wird“ (Fritz Löffler).

Den Turm der alten Kirche hatte Ohndorff unverändert übernommen. Nach einem Brand musste 1794 der obere Teil neu errichtet werden. Die Wetterfahne trägt noch heute diese Jahreszahl. Der Turm ist 64 m hoch.

Tiefgreifende Erneuerungen im Inneren der Kirche haben 1875 den Ohndorffschen Raumeindruck wesentlich verändert. Der Altar, 1741 von Ch. f. Kraft und J. G. Stecher geschaffen, wurde ersetzt. Ebenso Taufstein und Kanzel. Die Orgel wurde von der Ostseite nach der Westseite verlegt. Das Oval der Emporen wurde unterbrochen. In die entstandene Lücke kam der neue Altar mit den Figuren Elija, Christus und Moses, in die Mitte davor der neue Taufstein, beides aus Sandstein gefertigt. In die östliche Giebelmauer hinter dem Altar setzte man ein großes Mittelfenster. Außerdem erhielt die Kirche ein neues Gestühl. Der so veränderte Innenraum trägt nun die Handschrift des Semperschülers Ch. F. Arnold.

Abgeschlossen wurde die Erneuerung 1894/95. Das Innere der Kirche wurde unter Beirat von Prof. Hermann, Dresden, ausgemalt, der auch die Entwürfe für Kanzel und Lesepult schuf. Die Ausstattungsstücke ergänzen die Raumkonzeption glücklich. Prof. K. G. Schönherr, Dresden, entwarf die Bilder für die farbigen Fenster. Sie zeigen die Apostel Johannes mit Kelch und Paulus mit Schwert. Vom gleichen Maler stammt auch das Altarbild. Es hat den Zweifel an der Auferstehung, dargestellt am Jünger Thomas, und seine Überwindung durch den auferstandenen Herrn zum Inhalt.

Die Kirche trägt den Namen des Einsiedlermönches Aegidius, der in die Reihe der 14 Nothelfer aufgenommen wurde und im Mittelalter als Heiliger größte Verehrung genoss. Als Name für die Kirche ist er erstmalig 1629 in einer Chronik nachgewiesen.

St-Aegidien

Quelle: Angela Monika Arnold, Berlin

Die Ausmalung:

Die als barocker Emporensaal gebaute Kirche ist im Barockstil ausgemalt gewesen. Farbuntersuchungen haben an Wänden und Pfeilern ein gelbliches Weiß sowie an den Emporenfeldern ein Apfelgrün hervorgebracht. Zu einer genauen Rekonstruktion der barocken Ausmalung ist es nicht gekommen, da vom Institut für Denkmalpflege ein großes Interesse an der Erhaltung der Ausmalung vom Ausgang des 19. Jahrhunderts bestand. Von 1981 bis 1986 ist diese detailgetreu erneuert worden. Die Arbeiten führte im Wesentlichen eine Brigade der PGH Maler Frankenberg unter Anleitung eines Restaurators aus.

Im Herbst 1894 war der gesamte Innenraum durch die Dresdner Salon-Maler Emil Schulze und Adolf Morgenstern, beide aus der Gegend von Frankenberg stammend, mit einer reichen bildlichen und ornamentalen Ausstattung versehen worden. Diese qualitätsvolle Ausmalung bildet eine gute Harmonie mit dem barocken Innenraum, wie der Betrachter heute noch sehen kann.

Eindrücklich ist die Gestaltung der Decke. In der Mitte des Deckenspiegels liegt ein goldfarbener Strahlenkranz mit Weinlaub. Die helle Fläche ist von kunstvoll geschwungenen Friesen eingefasst. Das Ende an beiden Seiten bildet ein Kreuz. Darunter befindet sich im Osten auf einem Medaillon der in den Himmel fahrende Christus mit dem biblischen Wort „Ich bin bei euch alle Tage“, auf der Westseite über dem Orgelchor eine Gruppe singender und musizierender Engel mit der Umschrift „Ehre sei Gott in der Höhe“. Zwischen diesen beiden Bildern und dem Kreuz ist ein Arrangement mit drei Lilien gestaltet, vielleicht ein Hinweis auf die göttliche Dreifaltigkeit. Die Lilie ist die Blume des Osterfestes. Die weiße Farbe der Königslilie ist Symbol für Reinheit.

In den dunklen Begrenzungsfeldern der Decke wechseln sich Weinlaub und Rosenranken ab, die in den darunter liegenden Bögen zwischen den Pfeilern in helleren Farben wiederkehren. Auch hier mag Symbolik mit im Spiele sein: Die Rose verkörpert die himmlische Vollkommenheit in Zeit und Ewigkeit. Das Weinlaub ist Hinweis auf Gottes Offenbarung. Im Dienst dieser Offenbarung stehen die vier Evangelisten, hier mit ihren Symbolen abgebildet. Am Pfeiler neben dem Lesepult beginnend ist in Uhrzeigerrichtung dargestellt: Matthäus mit Menschenkopf, Markus mit Löwe, Lukas mit Stier sowie Johannes mit Adler. Die Wölbung der Decke soll den Eindruck eines Himmels Vermitteln. Abgeschlossen wird dieser Teil von einem Fries, in dem sich Kreuz und Stern abwechseln.

Auf den Flächen der oberen Emporenbrüstung wiederholen sich die bereits vorhandenen Motive Weinlaub und Rosenranken mit auffälligen Blüten. Sie umschließen auf den beiden mittleren Feldern die Zeichen des Leides und des Todes Jesu: Herz mit Dornenkrone und Nägeln; auf den beiden äußeren Feldern die Zeichen des Sieges und des Lebens: Kreuz und Siegeskranz.

Die untere Emporenbrüstung enthält Inschriften mit Sprüchen aus dem Alten und Neuem Testament.
Unter der Orgelempore am Nordwestpfeiler und im südwestlichen Treppenaufgang ist jeweils ein Rest der Original-Malerei von 1894 zur Dokumentation stehen geblieben. Ein besonderer Fries mit Weinlaub- und Ährenmotiv ist hinter dem Altar zu sehen. Er weicht stilistisch von der übrigen Gestaltung ab. Wahrscheinlich ist er als Detail nach der Umgestaltung des Altarplatzes 1875 gemalt worden.

In den Bögen zwischen den beiden Westpfeilern ist der Orgelprospekt und das Orgelgehäuse eingelassen. Davor steht der Spieltisch. Die Orgel war 1930 von der Bautzener Firma Eule gebaut worden. Dabei wurden Pfeifen des vorherigen Instrumentes (Kreutzbach, Borna 1872) übernommen. Insgesamt sind es 4.628 Pfeifen von 7 Millimeter bis 8 Meter Höhe. Die Orgel besitzt auf drei Manualen (Handspiel) und einem Pedal (Fußspiel) 60 verschiedene Register (Klangstimmen). Sie ist damit eine der größten in dieser Gegend. Die Traktur ist pneumatisch, d.h. Tonerzeugung und Tonsteuerung erfolgen durch Luftdruck.


Text: Pfr. Reinhardt Pappai

Mehr Informationen

www.kirche-frankenberg.de

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