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11.11.2024 - Stolpersteine in Gedenken an Familie Fickert

Vor dem Grundstück Mittweidaer Straße 8 in Sachsenburg erinnern seit dem 04. November 2024 vier Stolpersteine an das Schicksal von Otto Johannes Fickert, seiner Ehefrau Herta Fickert und deren Kinder Elisabeth und Johannes Otto. Auf den kleinen Gedenktafeln stehen die Namen von Menschen, die während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, vertrieben, deportiert oder ermordet wurden.

Seit dem Jahre 1929 lebten die überzeugten Bibelforscher in Sachsenburg und führten in ihrem Haus (heutige Mittweidaer Straße 8) ein Friseurgeschäft. Doch hatten sie nicht nur mit der Ortsbehörde Schwierigkeiten, sondern auch mit ihrem Vermieter. Otto Fickert wurde mehrfach verhaftet und verbüßte seine Haftstrafen unter anderem im KZ Sachsenburg, welches nur wenige hundert Meter vor seinem Haus entfernt war.

Im Beisein von Bürgermeister Oliver Gerstner sowie Katrin Dietze, der Koordinatorin für Extremismusbekämpfung im Landkreis Mittelsachsen, wurden die Steine auf dem Gehweg durch einen Mitarbeiter des Bauhofes verlegt. Auch Angehörige von Otto und Herta Fickert waren bei der Verlegung anwesend. Gisela Stapelfeldt, die Tochter von Herta Fickert aus zweiter Ehe, war mit ihren Kindern und Enkelkindern aus Lübeck angereist. Sogar die heute 95-jähre Tochter von Otto und Herta Fickert, Elisabeth Dopazo, konnte die Verlegung live per Videostream aus der USA miterleben. Seit Jahrzehnten engagiert sie sich, um die Erinnerung an die Verfolgungsgeschichte ihrer Familie während des Nationalsozialismus wachzuhalten. „Ich kann mich an alles erinnern, was damals passiert ist. Ich bin sehr froh und sehr dankbar, dass man sich an meinen Vater erinnern kann. Ich freue mich, euch alle zu sehen.“, sagte sie live zugeschaltet per Telefon.

Holger Stapelfeldt, Enkel von Herta Fickert und Neffe von Elisabeth Dopazo, richtete an alle Anwesenden seinen herzlichen Dank aus, erzählte aus seinen Kindheitserinnerungen und betonte: „Unsere Aufgabe ist es, die Geschichte zu wahren und zu ehren. Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass wir die Werte wie Toleranz, Respekt und Menschlichkeit hochalten. Mögen diese Stolpersteine nicht nur ein Mahnmal sein, sondern auch ein Aufruf, alle aktiv gegen Diskriminierung und Ungerechtigkeit anzutreten.“

Im Rahmen der Veranstaltung schilderten Schülerinnen des Martin-Luther-Gymnasiums die selbst ausgearbeiteten Biografien der Familien und erinnerten an die einzelnen Schicksale. Weiterhin gestalteten sie eine würdevolle musikalische Umrahmung.

Bereits 2014 wurden in Frankenberg/Sa. vier Stolpersteine im Gedenken an die Mitglieder der Familie Sielmann verlegt, die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung wurden. Die Familie wohnte zuletzt in dem Haus Freiberger Straße 1, in dem sich auch ihr Konfektionshaus befand.

#Weitere Informationen zur Familie Fickert können der Broschüre zur Stolpersteinverlegung entnommen werden#

 

Hinweis: Aufgrund des Breitbandausbaus wurden die vier Stolpersteine temporär aus dem Gehweg herausgenommen und im Bauhof eingelagert. Nach den Bauarbeiten werden die Stolpersteine wieder eingesetzt. Das Vorhaben ist mit allen Beteiligten und der Familie abgestimmt.

 

Pressestelle
Stadt Frankenberg/Sa.