Blick in das Storchennest
Europa fördert Frankenberg
Kitaplatz - Online
Wohnen in Frankenberg
Bibliothek - Online
Apotheken Notdienst

Öffnungszeiten
Mo - Fr: 08:00 - 20:00 Uhr
Sa: 12:00 - 08:00 Uhr
So: 08:00 - 08:00 Uhr

Katharinen Apotheke
Baderberg 2
09669
Frankenberg/Sachsen
Telefon: 037206 - 3306
Frankenberger Kultur gGmbH
Veranstaltungen
- + September 2025 [aktMonat=8] anzeigen
September 2025
MoDiMiDoFrSaSo
1234567
891011121314
15161718192021
22232425262728
2930
Firmendatenbank Frankenberg/Sa.

Herzlich willkommen in der Garnisonsstadt Frankenberg/Sa.

23.09.2025 - ÖPNV-Dialogforum Frankenberg - Zwischen Realismus und Visionen

Am 4. September fand im Haus der Vereine in Frankenberg/Sachsen ein öffentliches Dialogforum zum öffentlichen Nahverkehr statt. Eingeladen hatten die Stadt Frankenberg und der Landesverband Nachhaltiges Sachsen e.V.

Das Forum war Teil des Modellprojekts „100fach mobil“, mit dem erprobt wird, wie Alltag auch ohne eigenes Auto gestaltet werden kann. Das Projekt läuft in Frankenberg/Sa., Markkleeberg und Pirna. Nach einem Jahr praktischer Erprobung wurde besonders in Frankenberg deutlich: Für viele Menschen ist es nicht einfach, auf das Auto zu verzichten – vor allem in den Ortsteilen. Schwache Anbindungen am Wochenende, fehlende Abendverbindungen und Anschlussbrüche im Busnetz erschweren die Nutzung des ÖPNV erheblich. Um über diese Erfahrungen ins Gespräch zu kommen und mögliche Verbesserungen zu diskutieren, luden die Stadt und das Projektteam gemeinsam zum Dialogforum ein.

Einschätzungen vom Podium

Auf dem Podium nahmen Frankenbergs Bürgermeister, Vertreter von REGIOBUS Mittelsachsen, dem Verkehrsverbund Mittelsachsen und der City-Bahn Chemnitz Platz. Bürgermeister Oliver Gerstner hob hervor, dass für viele Bürgerinnen und Bürger die Bezahlbarkeit des ÖPNV im Vordergrund stehe. Während Frankenberg gut an Chemnitz angebunden sei, fehlten für eine bessere Verbindung in Richtung Freiberg und Mittweida die nötigen Mittel.

REGIOBUS-Geschäftsführer Michael Tanne bestätigte: „Jede Erweiterung des Angebots muss finanziert werden.“ Hinzu komme der Mangel an Busfahrerinnen und -fahrern, der die Situation zusätzlich erschwere. Eine weitere Herausforderung sei die Umstellung der Dieselbusse auf emissionsfreie Modelle, so Tanne. Gemeinsam mit Henning Schmidt, Prokurist bei REGIOBUS, machte er deutlich, dass die Spielräume derzeit sehr begrenzt sind. Vorrang habe deshalb die Sicherung des bestehenden Angebots. Zugleich wiesen sie darauf hin, dass der Nahverkehrsplan derzeit neu aufgestellt wird – ein guter Zeitpunkt für Anregungen, auch wenn die Umsetzung nur begrenzte Spielräume hat.

Als Erfolgsmodell wurde die City-Bahn hervorgehoben. Mathias Korda, Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Mittelsachsen, erinnerte daran, dass die Inbetriebnahme im Dezember 2004 entscheidend dafür war, dass Frankenberg und Hainichen an der Schiene geblieben sind. Die Fahrgastzahlen sind seitdem deutlich gestiegen. Derzeit pendeln täglich 18 Verbindungen zwischen Frankenberg und Chemnitz. Ab Ende der 2020er Jahre sollen Wagen mit mehr Kapazität zum Einsatz kommen; ein dichterer Takt ist jedoch frühestens in den 2030er Jahren möglich, wenn der Chemnitzer Eisenbahnknoten erweitert ist.

Friedbert Straube, Geschäftsführer der City-Bahn Chemnitz, betonte die wachsende Bedeutung der Strecke für die gesamte Region und die Notwendigkeit langfristiger Investitionen. Damit reagierte das Podium auf die Wünsche aus „100fach mobil“ nach mehr Kapazität und einem dichteren Takt bei der City-Bahn.

Stadt im Fokus, Land droht abgehängt zu werden

Die Diskussion zeigte, dass die Verkehrsbetriebe bei knappen Mitteln klare Prioritäten setzen müssen. Vorrang hat der Ausbau im Ballungsraum, wo viele Menschen profitieren. Für kleinere Ortsteile sind dagegen kaum Verbesserungen absehbar. Wer dort wohnt, braucht auch künftig das Auto oder alternative Lösungen. Diese Priorisierung stieß im Publikum auf Kritik.

Kritische Stimmen aus dem Publikum

An diesem Punkt meldeten sich kritische Stimmen: Markus Haubold vom Fahrgastverband PRO BAHN e.V. warnte davor, ländliche Räume aufzugeben und damit soziale Teilhabe zu gefährden.

Vertreterinnen des VCD und des ADFC kündigten an, künftig stärker in Frankenberg aktiv zu werden. Außerdem kamen konkrete Wünsche aus dem Publikum auf: bessere Anbindungen nach Flöha, Mittweida und Freiberg sowie die Schließung der abendlichen Lücke von City-Bahn und Expressbus in Chemnitz.

Enrico Brandt, Busfahrer und Teilnehmer von „100fach mobil“, berichtete von regelmäßigen Austauschformaten mit REGIOBUS, bei denen das Fahrpersonal eigene Vorschläge zu Linien und Taktungen einbringen kann. Alle Podiumsvertreter betonten, dass die Erfahrungen von Busfahrenden und Fahrgästen aktiv in die Planung einfließen.

Fazit: Ehrlicher Dialog über Grenzen und Möglichkeiten

Das Forum bot einen offenen Einblick in die Lage des ÖPNV in Frankenberg. Die Rückmeldungen aus „100fach mobil“ machten konkrete Schwachstellen sichtbar, während die Vertreter der Verkehrsbetriebe die strukturellen und finanziellen Grenzen betonten.

Deutlich wurde, dass nachhaltige Mobilität Abwägungen zwischen Stadt und Land, politischen Willen und innovative Lösungen erfordert. Entscheidend ist, die vorhandenen Ressourcen klug einzusetzen und auch die Bedürfnisse des ländlichen Raums mitzudenken. Das Dialogforum macht außerdem deutlich, dass nachhaltige Mobilität nicht allein durch Technik oder Infrastruktur entsteht, sondern durch kontinuierlichen Dialog und die Einbindung praktischer Erfahrungen.


Stephanie Scholz
Landesverband Nachhaltiges Sachsen e.V.

 

Weitere Interessante Meldungen finden Sie auch in unseren anderen News Kategorien.