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Schönfarbe

Bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts wurde gewebte Leinwand zur Erzielung eines gefälligen Aussehens hauptsächlich gebleicht, d.h., durch Sonneneinwirkung aufgehellt. Allerdings genügte das erreichte Ergebnis im Laufe der Zeit immer weniger ästhetischen Ansprüchen, so dass parallel dazu vermehrt gefärbt wurde. Wahrscheinlich hatte jeder Webermeister bereits zu diesem Zeitpunkt das Recht, seine eigenen Produkte selbst färben zu dürfen.

In der Stadt Frankenberg bestand zuerst nur eine privilegierte Schwarzfärberei, der später eine zweite im Schauhaus der Leineweberinnung folgte. Darüber hinaus erteilte Kurfürst Johann Georg II. im Juli 1675 Johann Höpner das Färber-Privileg gegen Entrichtung des Erbzinses auf die von ihm gekaufte Mangel.[1] In Konsequenz versuchte die Innung der Schwarz- und Beifärber, die Einrichtung weiterer Färbereien zu verhindern. In ihrem Innungsbrief aus dem Jahr 1698 war festgelegt worden: Es soll auch keine neue Rolle oder Mandel, noch auch Färbe-Häußer außerhalb der Städte, ohne sonderliche Chur-Fürstl. Nachlaßung und Bewilligung, iedoch nur demen, der das endlichen gelerneten Schwartz- und Beyfärbers Handtwergks ist, aufgebauet werden, ...[2]

Dennoch erhielt Johann Friedrich Höpner am 28.11.1709 vom Kurfürsten die Konzession zur Errichtung einer eigenen Färberei.[3] Allerdings opponierten die Schwarzfärber dagegen, so dass die Konzession am 20.12.1710 wiederholt und bekräftigt wurde: … gesuchte Erbauung einer Schönfarbe und darzu gehöriger großer Mandel dergestalt verschrieben und gestattet, daß er sich der selben zu Beförderung der vor sich, seine Erben und Nachkommen ruhig gebrauchen und solche ungehindert exerciren möge iedoch, daß er davon, wie er auch versprochen und angelobet jährl. Vier Alßo Färbe und zweene Thaler MandelZins in zweyen Terminen, als nehmlich die eine Helffte Walpurgis und die andere Helffte Michael. zum Ambte unweigerl. und ohne alles Rest erlege und davon nicht verabsäume, dargegen er auch dabey zulänglich und nachdrücklich geschüzet werden soll. …[4]Johann Friedrich Höpner entstammte einer wohlhabenden Frankenberger Kaufmannsfamilie. Sein Vater Johann Georg Höpner hatte ihn als Kaufmann ausgebildet und nach Holland gesandt, wo er vier Jahre die Schönfärbekunst und die Kattundruckerei erlernte. Nachdem er aus Holland unterschiedliche Candeln mit meßingenen Poltzen, auf welchen vielerley Muster gestochen waren, in voraus anhero geschickt hatte, so kam er ... nach Frankenberg zurücke, und schaffte mit der erlernten Färberey und dem Gebrauche der Candel, sowohl seines Vaters Handlung, als der Fabrik, ungemeinen Nutzen. Doch Höpner jun. revolutionierte nicht nur die Drucktechnik – er verwendete als erster Färber in Sachsen die Concenell- und Isabellen-Farbe, eine bräunlich gelbe Farbe, in der blasses Oraniengelb mit ein wenig rötlichem Braun vermischt ist. Durch einfärbig gedruckte Catune und Eindruckung der Candel-Muster machte er einen starken Absatz der Waaren, zumahl, da sich viele Liebhaber in und außer dem Lande dazu fanden, auch die Hoepnerische Handlung eine größere Bekanntschafft bey den Frembden bekam. Mit dieser Technik erzielte J.F.Höpner im In- und Ausland große Gewinne und machte sein Handlungshaus weithin bekannt. Zur damaligen Zeit war diese Frankenberger Firma in puncto Produktion und Design führend.[5] Im Jahr 1723 verkaufte ihm sein Vater das Hausgrundstück, sowie die Färberei und die Mangel.[6] Die Firma florierte, schien aber den Neid der Konkurrenz provoziert zu haben. Auf dem wirtschaftlichen Höhepunkt verstarben Johann Friedrich Höpner 1743 und seine Frau Sophia Magdalena 1747 während der Messe in Leipzig in ihren Geschäftsräumen. Dieser Handelsplatz schien für Frankenberger Händler ein gefährliches Pflaster gewesen zu sein, denn rund 100 Jahre zuvor starb Kaufmann Johann Riedel im besten Alter von 45 Jahren ebenfalls auf der Leipziger Michaelismesse.[7] Das plötzliche Ableben der Eheleute, vor allem auch der Ehefrau, ist ein Indiz für die marktbeherrschende Position ihrer Firma, welche der Konkurrenz ein Dorn im Auge war.

In diesem Zeitraum bestanden in Frankenberg sechs Färbereien: die der Zeugmachermeister im Schauhaus am Markt, die Frotzschersche am Markt/Ecke Baderberg, die Eichelbaumsche, die Uhlichsche, die Thumsche in der Schloßstraße und die erwähnte Höpnersche ehemals Bachgasse 2.

Trotz der Beendigung des Färbebetriebes durch die Familie Höpner einige Jahre nach diesen Ereignissen wurden Färberei und Mangel weiterbetrieben. Als Färber Friedrich August Frotzscher im Jahr 1831 Wohnhaus und Gewerbegebäude von Fabrikant Fischer erwarb, übernahm er eine holländische Mangel, drei große und zwei kleine Färbekasteln, zwei Drucktische mit Zubehör, 160 Stück Druckformen. Der Färbebetrieb endete erst im Jahr 1840 mit dem Verkauf der Gebäude an einen Seiler.[8]

Im 19. Jahrhundert erfolgte der Übergang von der handwerklichen zur industriellen Färberei.

Es arbeiteten die sogenannte „Rotfarbe“ an der Zschopau, Naumanns Seidenfärberei an der Zschopau, Despangs Strumpffärberei in der Fabrikstraße, die Färberei Schenkel und Wolf in der Chemnitzer Straße, die Färberei Thomas in der Schloßstraße, sowie die Bleicherei und Färberei Häslich am Schlachthof. Keine dieser Färbereien existiert mehr.

Nach jahrelangem Leerstand wurde das Gebäude Bachgasse 2 im Jahr 2014 von der Stadtverwaltung abgerissen.

 

Quellenangaben:


[1]Stadtarchiv Frankenberg (Im folgenden zitiert: StAFkbg), Nr. 475, fol. 8a-9a.

[2]StAFkbg, Nr. 507, fol. 2b.

[3]StAFkbg, Nr. 479, fol. 8a+b.

[4]StAFkbg, Nr. 479, fol. 75a-77b.

[5]    Stadt- und Bergbaumuseum Freiberg/Sa., Nr. 4349 (Bibliothek des Altertumsvereins Freiberg (B. d 51)), S. 19f.: Reliquie des ehemals berühmten Kauffmanns-Haußes der Höpner zu Frankenberg nebst dessen Anverwandtschafft mit den Hilschern in Sachßen. (Es ist Herrn Marcel Kabisch zu danken, diese Familienchronik im Freiberger Stadt- und Bergbaumuseum gefunden zu haben.)

[6]    Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Chemnitz (Im folgenden zitiert: SäSACh), 12613 Gerichts- und Kaufbücher, Gerichtsbuch Frankenberg Nr. 57, fol. 33a-34b.

[7]Stadtarchiv Leipzig, Ratsleichenbücher, Bde. 26, fol. 36b+169b und 5, fol. 89a.

[8]SäSACh, 12613 Gerichts- und Kaufbücher, Kaufbuch Frankenberg Nr. 90, fol. 274a-275b und Kaufbuch Frankenberg Nr. 96, fol. 62b-63b.

 

Kunst: Kerstin Vicent, Berlin, „Das neue Kleid“, Eiche Messing, 2019
Text: Dr. Reinhard Jeromin